Trading und Psychologie

Als ich mit dem Trading anfing, wollte ich nur möglichst rasch Geld verdienen. Mindestens 2-stellige Renditen waren das Ziel! Wenn möglich pro Monat. Ich hatte auf Anraten meines Bankberaters  einen Fremdwährungskredit, jede Menge Fonds und mit meinem restlichen Kleingeld eröffnete ich ein Konto bei Comdirekt. Das war irgendwann im vorigen Jahrtausend. Ausgestattet mit jeder Menge Selbstbewusstsein (Ich hatte gerade Dr. Joseph Murphys „Die Macht Ihres Unterbewusstseins“ gelesen) handelte ich wild drauf los. Aktien und Fondanteile wurden gekauft und verkauft; ebenso Zertifikate (CFDs gab es damals noch nicht) und anderen Schrott wie Optionsscheine. Eigenartigerweise machte ich damals schöne Gewinne – ich wusste nur nicht warum!

Warum ich das erzähle? Weil ich glaube, dass es nicht nur mir alleine so gegangen ist!

Ungefähr 15 Jahre später weiß ich es. Ich hatte Glück- viel Glück. Der JPY entwickelte sich für meinen Fremdwährungskredit prächtig und ich konvertierte in den damals gar nicht volatilen Schweizer Franken, wo ich kaum Zinsen bezahlen musste (im Vergleich zum Schilling bzw. danach Euro). Ich war in der letzten Phase der Börsenhausse bis 2000 in Technik-, Biotech- und Japanfonds investiert. Die liefen wie geschmiert. Und das damals steuerfrei!! Denn Steuer wurde nur bei einer Haltedauer unter einem Jahr bezahlt – einfach paradiesische Zustände.


Dann kam der Crash und nach ungefähr 30% Minus vom Höchststand verkaufte ich alles. Dann war Weiterbildung angesagt und ich suchte ein System. Alles was ich damals unter einem funktionierenden System verstand, war die Suche nach „dem“ Einstieg. Alles andere ergab sich dann schon. Ich las Nison, Murphy (diesmal den anderen, nämlich John J.), Schwager, den Technical Investor (das war der Vorläufer vom Traders) und vieles mehr. Irgendwann fiel mir dann van Tharps „Clever traden mit System“ in die Hände und ich wusste, dass ich mehr benötige als den richtigen Einstieg.

Irgendwo in einem Buch las ich dann „Trading ist 100% Psychologie“. Damit fing ich gar nichts an. Klar war damals; Börsenhandel ist System mit Money- und Risiko-Management und ein klein wenig Psychologie. Da ich im Gegensatz zu meinen Anfangsjahren zumeist Break-Even tradete und hie und da mit einem kleinen Plus abschloss suchte ich weiter nach dem heiligen Gral. Alles entwickelte sich in die richtige Richtung (leider mit einer zwischenzeitlichen Unterbrechung) und heute kann ich sagen: Ich bin zwar ab und zu falsch abgebogen aber die Himmelsrichtung stimmte.

Ich bin jetzt dort, wo ich mir um mein System eigentlich keine Gedanken machen muss, das MM und RM bereitet mir auch kein Kopfzerbrechen mehr und so kann ich mich voll und ganz auf meinen Kopf konzentrieren. Als Parttime-Trader gelingt das nicht immer, aber immer öfter. Ich stimme jetzt voll und ganz zu: „Trading ist 100% Psychologie“!

Ja, aber nur wenn System und das gesamte Trademanagement unterbewusst ablaufen!

20150117_Artikel01_swingtrade.at_Psychologie