Was besagt die 10.000er Regel von Bo Yoder?

Bo Yoder beschreibt seine 10.000er-Regel in seinem Buch „So optimieren sie ihr Trading“ folgendermaßen:

 

Für jeweils 100 Dollar, die er in einem durchschnittlichen Trade riskiert, sollte ein professioneller Spekulant ein Einkommen von etwa 10.000 Dollar pro Jahr erwarten!

Hier musste ich erst einmal den Rechenstift zücken. Nehmen wir einen durchschnittlichen Trader mit einem durchschnittlichen Konto von 30.000.- Euro. Dieser agiert recht konservativ und riskiert in jedem seiner Trades 0,5% vom Konto. Das sind 150.- pro Trade. Damit sollte er einen Gewinn von 15.000.- im Jahr machen, was wiederum rund 50% Rendite entspricht. Wenn er denn ein Profi wäre!  Ist das realistisch?

Machen wir einen einfachen Test mit einfachen Zahlen: Beim Einsatz meiner Swingtrading-Strategien mache ich 100 Trades pro Jahr und ich erreiche damit eine Trefferquote von ca. 33%! Mein Risiko beträgt  der Einfachheit halber rund 100.- Euro pro Trade. Damit mache ich in 67% aller Fälle Verluste; also ein Minus von 6.700.- Euro. Jetzt verbleibt noch 33x ein Anfangsrisiko von 100 Euro aus denen ein Profi 16.700.- Euro (10.000.- Euro Gewinn + den kalkulierten Verlust von 6.700.- Euro) machen sollte. Das heißt: der durchschnittliche Gewinn-Trade sollte 5R betragen!!! Ich begnügte mich in den vergangenen Jahren mit einem Gewinn von etwas unter 3R und war schon sehr zufrieden.Und 2013 hatte ich mit meinem Swingtrading durchschnittlich nicht einmal 2R erwirtschaftet. Da ich mir aber bewusst bin, dass 2013 ein verdammt hartes Jahr für Swing-Strategien war, bin ich trotzdem zufrieden. Die meisten Swingtrader mit denen ich Kontakt hatte, konnten für das Jahr 2013 auch nur eine unterdurchschnittliche Performance vorweisen. Warum ich dennoch weiter Swingtrading-Strategien anwende? Weil ich weiß, dass nach jeder Nacht ein Morgen kommt (=statistisch erwiesen!).

Trotzdem stelle ich mir die Frage: Was mache ich anders als ein Profi-Trader?? Wieso komme ich nicht auf meine 5R pro Gewinntrade? Die Analyse aus den letzten beiden Jahren hat folgendes ergeben:

  • Ich stellte einige meiner Trades viel zu früh glatt; hier entging mir einmal ein 12R und einmal ein 20R-Gewinn!!!! Von ein paar ausgelassenen 6 und 7R-Trades rede ich gar nicht mehr.
  • Der größte Rückschlag erfolgte meist wenn ich den Vortag mit hervorragendem Ergebnis abgeschlossen hatte (Tagesgewinne > 2% der Kontogröße, bzw. >4R)

Für mich und meine Psyche heißt das Folgendes: Ich darf nicht nach den kleinen Gewinnen hecheln, sondern ruhig und besonnen die aufgelaufenen Gewinne laufen lassen. Was viel leichter gesagt als getan ist, denn: Verhaltensmuster und Glaubenssätze zu ändern sind nicht einfach, aber möglich.

Weiters muss ich mir eine Strategie zur Gewinnmitnahme einfallen lassen, wenn der Tagesgewinn eine bestimmte Grenze erreicht. Nein! Muss ich gar nicht! Wenn es mir gelingt, die paar wirklichen Gewinntrades richtig auslaufen zu lassen, dann bräuchte ich sonst gar nichts ändern. Aber ich könnte!

Wenn ich nachrechne hätten mir die beiden ausgelassenen Gewinntrades mit insgesamt plus 32R ungefähr genausoviel eingebracht wie alle anderen Gewinntrades zusammen. DAS ist der eigentliche Holy-Grail! Nicht der Entry oder irgendwelche Voodoo-Indikatoren.

Bo hat also wirklich recht und gar nicht übertrieben. Mit etwas mehr an Disziplin zum eigenen Handelsplan, hätte ich doch….. Aber die ganzen Überlegungen bringen nichts, da ich mir ja unbedingt eine diskretionäre Kompenente beim Ausstieg behalten wollte. Der Exit ist das eigentliche Übel und damit schleunigst zu überdenken und zu automatisieren!

Andere Meinungen sind gerne willkommen. Jetzt wisst ihr auch, was ich in den vergangenen Tagen/Wochen so gemacht habe, da ich nicht zum posten gekommen bin. Ausserdem habe ich zusätzlich zu meinen Swingtrading-Strategien eine Trendfolge-Strategie entwickelt um auf mehreren Beinen zu stehen. Aber dazu später einmal mehr.